Störungen im IT-Betrieb kosten nicht nur Geld – sie untergraben auch das Vertrauen in die IT-Abteilung. Besonders bei wiederkehrenden Incidents entsteht schnell der Eindruck, man habe die Lage nicht im Griff. Doch was, wenn nicht die Symptome, sondern die Ursachen konsequent beseitigt werden? Genau hier setzt die Root Cause Analysis (RCA) an – und wird zum Schlüssel für nachhaltige IT-Stabilität.
Was ist Root Cause Analysis?
Root Cause Analysis (kurz: RCA) ist ein strukturiertes Verfahren zur Ursachenanalyse von Störungen und Problemen im IT-Betrieb. Ziel ist es, nicht nur die sichtbaren Symptome zu beheben, sondern die zugrunde liegenden Ursachen zu identifizieren und dauerhaft zu beseitigen.
RCA geht also über das klassische Incident Management hinaus. Während dort das Ziel die schnelle Wiederherstellung des Betriebs ist, stellt die RCA die Frage:
Warum ist die Störung überhaupt aufgetreten – und wie verhindern wir, dass sie sich wiederholt?
Warum ist RCA für die IT-Stabilität entscheidend?
In komplexen IT-Landschaften – ob On-Premises, hybrid oder in der Cloud – können Störungen viele Ursachen haben: fehlerhafte Konfigurationen, inkompatible Software-Updates, nicht dokumentierte Abhängigkeiten oder schlicht menschliches Versagen.
Ohne eine konsequente Ursachenanalyse passiert Folgendes:
Wiederkehrende Störungen: Der gleiche Fehler tritt in leicht abgewandelter Form erneut auf.
Aktionismus statt Strategie: Es wird „gefixt“, statt verstanden.
Verlorenes Vertrauen: Nutzer:innen empfinden die IT als unzuverlässig.
Mit Root Cause Analysis wird aus Reaktion eine proaktive Strategie. Die Folge: höhere Verfügbarkeit, weniger Incidents und eine resilientere IT.
RCA in der Praxis – So gehe ich vor
Als IT-Architekt und technischer Projektleiter begleite ich Unternehmen regelmäßig dabei, kritische Incidents strukturiert aufzuarbeiten. Ein bewährtes Vorgehen sieht so aus:
Incident isolieren und dokumentieren
Alle verfügbaren Informationen zum Störfall werden gesammelt:
Wann trat der Fehler auf?
Welche Systeme waren betroffen?
Was wurde bereits unternommen?
Symptom vs. Ursache trennen
Ein häufiger Fehler: das Offensichtliche wird vorschnell zur Ursache erklärt. Ich unterscheide daher systematisch zwischen Symptom, Auslöser und Ursache – z. B. durch 5-Why-Technik oder Fault Tree Analysis.
Technische Spuren sichern
Logdaten, Netzwerkverläufe, Systemmetriken – all das ist essenziell, um das Verhalten retrospektiv zu analysieren. Idealerweise automatisiert und zentralisiert (z. B. über ein SIEM-System).
Architektur- und Prozessbezug prüfen
Manche Ursachen liegen nicht im Code, sondern in der Architektur oder in fehlenden Prozessen:
Gibt es Abhängigkeiten zwischen Systemen, die nicht dokumentiert sind?
Fehlt ein Prozess für Change-Tests oder Rollbacks?
Gab es menschliches Versagen – oder lag es an unklaren Verantwortlichkeiten?
Nachhaltige Lösung implementieren
Die Erkenntnisse führen zu konkreten Maßnahmen – von Konfigurationsanpassungen über Prozessoptimierungen bis hin zu Architektur-Entscheidungen. Wichtig: Lessons Learned dokumentieren und teilen.
RCA und moderne IT-Architekturen: Mehr als Fehlersuche
Besonders bei der Verlagerung von On-Prem in Richtung Azure oder M365 ist RCA ein strategisches Werkzeug:
Migrationen absichern: RCA hilft, Risiken früh zu erkennen – und Migrationen robuster zu planen.
Servicequalität erhöhen: Durch RCA werden nicht nur einzelne Fehler, sondern ganze Schwachstellen im Architekturdesign sichtbar.
Resilienz aufbauen: In Cloud-Umgebungen zählt nicht nur Hochverfügbarkeit, sondern auch schnelle Wiederherstellung und Ursachenvermeidung.
Fazit: Root Cause Analysis lohnt sich – technisch und strategisch
RCA ist keine bürokratische Pflichtübung, sondern ein strategisches Werkzeug zur Qualitätssicherung. Wer RCA konsequent einsetzt, senkt nicht nur die Zahl kritischer Incidents, sondern verbessert die Wahrnehmung der IT-Abteilung im Unternehmen – als verlässlicher Partner und Gestalter stabiler Prozesse.
Neugierig geworden?
Ich unterstütze Unternehmen dabei, RCA als festen Bestandteil ihrer IT-Prozesse zu etablieren – ob im akuten Major Incident oder bei der strategischen Architekturentwicklung.